Boston, Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Es geht um die Lebensgeschichte von William James Sidis, einem Wunderkind,
einem seltsamen exzentrischen jungen Mann, der mit 11 Jahren begann an der Harvard Universität zu studieren, über 40 Sprachen beherrschte, schon als Kind Bücher geschrieben hat, dessen IQ über 250 gewesen sein soll (allerdings wurde er nie getestet) und der tatsächlich gelebt hat und 44jährig an einer Gehirnblutung gestorben ist, in ärmlichen Verhältnissen.
Die ca. ersten 200 Seiten befassen sich mit seinem Vater, einem klugen Mann mit linken, sozialistischen Ansichten, der nach den Judenprogromen aus der Ukraine in die USA geflüchtet ist. Er ist der Ansicht, daß im Leben Bildung das Allerwichtigste ist, und sorgt auch dafür, daß seine Frau ihren Doktor in Medizin macht, während er einen Doktortitel in Psychologie und einen in Philosophie hat. Und er ist ein großer Gegner der Psychoanalyse, mithin also auch von Freud und Jung. Stattdessen ist er fasziniert von Hypnose. Das Kind William James wird schon als Baby von seinen Eltern unterrichtet und erzogen mithilfe eines speziellen Programms. Vielleicht mit ein Grund für seine überdurchschnittliche Intelligenz. Der zweite Teil des Buches befaßt sich mit William James‘ Leben und seinem Aufstieg, der dritte Teil mit dem Bruch mit den Eltern, seinem Niedergang und Tod.
Der Roman ist höchst unterhaltsam, teilweise lakonisch und ironisch geschrieben, der Autor macht sich aber niemals lustig über „Das Genie“. Insgesamt sehr empfehlenswert.
Diogenes Taschenbuch, € 14,00
Reiner Grandt