Alles beginnt an einer Schule, deren Direktor kurz vor Weihnachten eine „weltoffene Woche“ organisieren muss. Als hätten nicht alle genug mit der Adventsbastelei zu tun. Der Hausmeister bringt einen Schriftzug in der Aula an. „Dinge der Welt“ steht darauf. Der Schüler mit Schweizer Vorfahren bringt ein Akkordeon mit. Der Italiener eine Ferrari-Nachbildung. Eine Schülerin mit rotblonden Haaren hält einen Vortrag über den Fünf-Uhr-Tee. Und Minh, dessen Vater einen vietnamesischen Laden in Berlin betreibt, der in Berlin geboren ist und über Vietnam eigentlich nichts weiß, fragt seine Großmutter nach einem Stück aus der Heimat seiner Familie.
Die Großmutter zieht ein Seidenkleid in der Farbe von Seerosen über und trägt eine hundertjährige Holzpuppe in die Aula von Minhs Schule. Vor aufgerissenen Kinderaugen führen Minh, seine Großmutter und die Holzpuppe dort oben auf der Bühne ein Puppentheater auf und erzählen die Geschichte einer jungen Frau aus Vietnam, die nach dem Vietnamkrieg als Fabrikarbeiterin in die DDR kam und zurückkehren musste, als sie schwanger wurde und darauf bestand, ihr Kind zu bekommen.
Die Kinder lauschen konzentriert. Die stellvertretende Direktorin vergisst ein Foto mit ihrer Spiegelreflexkamera zu machen. Der Hausmeister wird von einer untypischen Herzlichkeit befallen. Den Lehrerinnen schwappt der Kaffee über die Ränder ihrer Tassen, und der Direktor erinnert sich plötzlich zum ersten Mal seit Jahren an eine Fabrikarbeiterin, die er einst selbst gekannt hatte. So beginnt alles. Bald werden die Berliner Kegelhüte tragen und das Glück spüren. Denn Kalisas Roman ist ganz dem Hellen, der guten Laune und dem Vertrauen in die Welt verpflichtet. Wenn es schon nicht mehr Bücher wie dieses gibt, dann stehen zumindest einem Buch wie diesem mehr Leser zu.
Weil wir diese Rezension so treffend finden, zitieren wir an dieser Stelle: SpiegelOnline
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